„Zeit beinhaltet alles – sie ist der Schlüssel zur totalen Erkenntnis und die Antwort auf alle Fragen“
Franz Denk
„Zeit beinhaltet alles – sie ist der Schlüssel zur totalen Erkenntnis und die Antwort auf alle Fragen“
Franz Denk
Was ist Zeit? Gibt es sie überhaupt, oder ist sie eine Illusion, ein vom menschlichen Bewusstsein erschaffenes Phantasiegebilde, wie etwa Kant1 oder Newton2 annehmen? Ist Zeit in Anbetracht der klassischen Gliederung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für uns überhaupt schlüssig? Denn das Zukünftige ist noch nicht, das Vergangene ist nicht mehr und die Gegenwart ist eine bloße Grenze zwischen Vergangenem und Künftigem. Sobald wir sie denken, ist sie schon wieder vorbei… Mit einem Augenzwinkern meint Albert Einstein3: „Zeit ist das, was man an der Uhr abliest.“ Wenn es doch so einfach wäre!
Franz Denk ist fasziniert von der Suche nach der Zeit, nach dem Erfassen dieses abstrakten Begriffs, an dem sich schon so mancher Philosoph die Zähne ausgebissen hat4 und sich diesem überwältigenden Phänomen geschlagen geben musste. Er ist sich darüber im Klaren, dass unser menschlicher Verstand bei weitem nicht ausreicht, das Wesen der Zeit jemals gänzlich verstehen zu können. Des immensen Ausmaßes ihrer Bedeutung ist sich Franz Denk jedoch sehr wohl bewusst: Schaffen wir es, die Zeit zu ergründen, so offenbart sich uns der Sinn des Lebens und unseres Seins. Platon hatte wohl eine ähnliche Auffassung von der Tragweite der Zeit
in seiner „Ideenlehre“5 ist sie etwas Übergeordnetes: Sie ist ein Ausdruck, ja, ein Abbild der Ewigkeit, eigentlich des ewigen Seins die Frage nach der Zeit wird somit die Frage nach dem Sein. Und diese Frage stellen wir uns alle nach dem Denk‘schen Verständnis erhält Zeit damit eine (weitere) fundamentale persönliche Dimension, sie betrifft unsere eigene Existenz, sie wird von uns schließlich individuell und subjektiv erfasst: Als unsere Lebenszeit. Sie definiert sich durch das Wissen über unseren unausweichlichen Tod6. Aus dieser Perspektive hat sie etwas Endgültiges, gar etwas Bedrohliches gleichermaßen ist Zeit ein Rätsel, ein Mysterium, etwas Unbegreifbares.
„Ich möchte etwas darstellen, was ich nicht erklären kann und wenn ich mich damit beschäftige, verliere ich die Angst.“ Franz Denk versucht, den Facetten der Zeit durch die Malerei näher zu kommen obwohl ihm klar ist, nie eindeutig fündig zu werden. Seine künstlerische Suche betrachtet er als Wanderschaft und es ist diese Wanderschaft, dieser Weg, dieser ständige Prozess des Schaffens neuer Blickwinkel auf die Zeit, was die Suche nicht nur erträglicher, sondern zu einer wahren Passion werden lässt. So erklärt der Künstler, dass er durch seine Malerei bei weitem mehr aussagen könne, als er mit Worten jemals im Stande wäre7. Die Thematik ist für ihn mit tiefsten Emotionen verbunden wenn er ein fertiges Werk betrachtet, von dem er denkt, genau so treffe es das, was er zum Ausdruck bringen will, dann erfüllt ihn das mit großen Glücksgefühlen. Erst dann ist ein Werk für ihn vollendet was letztlich vor ihm liegt, ist jeweils der Ausdruck des Abbildes seines tiefsten Inneren. Es scheint geradezu so, als ob Franz Denk in der Suche nach der Zeit und dem Sinn des Lebens (s)einen Sinn gefunden hat, ja, sich durchaus „satt“ sucht8.
1 Kant geht davon aus, dass Zeit und Raum reine Anschauungsformen des inneren Sinnes sind – unser Zugang zur Welt. Wir können nicht anders, als Dinge nach einem Vorher und Nachher einzuordnen.
2 Isaac Newton hält die Vorstellung von einer absoluten Zeit für eine Illusion.
3 Einstein bestätigt Newton übrigens gewissermaßen – er sagt, dass es nur „Eigenzeiten“ physikalischer Bezugssysteme gebe; für diese sei aufgrund der Endlichkeit jeder Signalübertragung keine absolute Gleichzeitigkeit bestimmbar.
4 So etwa Ausgustinus (354 – 430 n. Chr.): „Was also ist die Zeit? Wenn niemand mich danach fragt, weiß ich‘s, will ich‘s aber einem Fragenden erklären, weiß ich‘s nicht.“
5 Mit „Ideen“ meint Platon nicht etwa „Einfälle“, „Gedanken“ oder „Leitbilder“, die dem menschlichen Geist entspringen, sondern eine objektive metaphysische Realität. Diese Ideen sind vollkommen, unveränderlich und stellen eine eigene Wirklichkeit dar, zum Beispiel die „Gerechtigkeit an sich“, der „Mensch an sich“ oder das „Schöne an sich“. Diese „ewigen Ideen“ stellen das eigentlich Seiende dar.
6 Laut Sigmund Freud ist jenes Wissen allerdings allzu relativ: „Der Satz: alle Menschen müssen sterben, paradiert zwar in den Lehrbüchern der Logik als Vorbild einer allgemeinen Behauptung, aber keinem Menschen leuchtet er ein.“
7 Und Gotthold Ephraim Lessing bestätigt ihn darin: „Die Sprache kann alles ausdrücken, was wir deutlich denken; daß sie aber alle Nüancen der Empfindung sollte ausdrücken können, das ist ebenso unmöglich, als es unnötig sein würde.“
8 Immanuel Kant würdigt diese Einstellung so:
„[…] das Ausfüllen der Zeit durch planmäßig fortschreitende Beschäftigungen, die einen großen beabsichtigten Zweck zur Folge haben […], ist das einzige sichere Mittel seines Lebens froh und dabei doch auch lebenssatt zu werden.“