Auch in Raum 2 lässt sich noch eine unendliche Tiefe in den Gemälden ausmachen – wenngleich diese Tiefe nicht mehr ausschnittartig oder zentriert, sondern großflächig und alles umfassend und durchdringend dargestellt ist. Vordergründig sind zum Teil noch ähnliche Muster wie in Raum 1 vertreten. Zu diesen gesellen sich jetzt aber vermehrt rhythmische Kompositionen, seien es linien-, wellenartige, kreisförmige oder an Flammen (oder Eis?) erinnernde Vordergründe, die von der Farbgebung manchmal sehr kontrastreich, manchmal recht ausgewogen anmuten. Insgesamt gibt das dem Raum eine atemberaubende Dynamik.

Ebenso vielschichtig wie der Künstler seine Ölfarben mit den verschiedensten Techniken¹ auf die Leinwände bringt, sind auch die Gedanken zum Thema „Zeit“, die man bei der Erkundung dieses unfassbar vielfältigen Raumes unter einen Hut zu bringen versucht. Passend zu dieser Komplexität würde Søren Kierkegaard² wohl den Begriff „Synthese“ einwerfen: In seinem Werk „Der Begriff Angst“³ (1844) erklärt er, dass es eine Synthese zwischen Endlichem und Unendlichem, Zeitlichem und Ewigem gebe – diese bestehe aus dem „Selbst“ (bzw. dem Geist), das den vergänglichen Körper und die überzeitliche Seele bzw. Person synthetisiert.

Die Vielschichtigkeit dieser Ansicht und jene des zweiten Raumes ist ähnlich gewaltig und so ist mir Kierkegaards Anschauung ein interessanter Impuls beim Betrachten und Bedenken der Malereien…