Raum 5

Wir sehen zahllose Striche, Punkte und Kreise verschiedenen Farben, Ausrichtungen und Häufungen. Die Werke mit den Punkten erstrecken sich flächendeckend über die Leinwand; dennoch lässt sich – wie immer – eine unendliche Tiefe erahnen. Bei den Strichen herrscht auf den ersten Blick Chaos, doch bei genauerer Betrachtung scheint es eine grobe Richtungsvorgabe zu geben, oder bestimmte imaginäre Stellen, auf die Teile der Striche zustreben beziehungsweise vor denen sie Reisaus nehmen. Oder zeigen sie Richtungen an – wie Kompassnadeln? Interessant ist, dass die meist kleinen Formen abgeschlossen sind – sie haben einen „Anfang“ und ein „Ende“, sie sind als etwas Ganzes dargestellt1. Sind es zeitliche Ausschnitte, die mal kontrastreich, mal unscheinbar gezeigt werden – wie es sie in unserem Leben auch gibt?

Ilya Prigogine2 geht davon aus, dass jedes Lebewesen eine „Eigenzeit“ hat, die durch zyklische Prozesse „selbst“ erzeugt wird; zudem hat er die „Gegenwartsdauer“ berechnet, also welche Zeitspanne wir als Gegenwart als solche wahrnehmen: Er kam auf drei Sekunden mit stetigem Übergang, wodurch auch ein empfundenes „Fließen der Zeit“ entsteht. Sind es Fragmente der Gegenwart, die Franz Denk auf der Leinwand festgehalten hat?

Auffallend ist, dass sich die einzelnen Segmente auf den Werken oft sehr ähnlich sind und sich zu wiederholen scheinen. In der Biologie basiert der Zeitbegriff auf rhythmischen, periodischen Abläufen in der Natur und den Lebewesen. Tiere etwa können zwar auf vergangene oder künftige Ereignisse Bezug nehmen – es gibt aber keine Anhaltspunkte dafür, dass sie eine Vorstellung von Vergangenheit oder Zukunft selbst haben. Sie verhalten sich meist instinktiv.

Das führt meine Gedanken weiter:
Wie ist das bei uns Menschen beschaffen? Wir meinen als intelligenteste Wesen des Planeten stets mit Vernunft planen zu können unser eigenes Leben, sowie das Weltgeschehen. Nach dieser Behauptung müsste sich die Welt logischerweise stets verbessern. In der Praxis sieht das ganz und gar anders aus: Wir lernen nicht aus Vergangenem. Wir handeln im Kleinen wie im Großen egoistisch. Leider wiederholt sich Geschichte oft – wenn auch mit anderen Akteuren. Deshalb hat es den Anschein, als ob Franz Denk ́s fünfter Raum auch ein Hinweis darauf ist, dass der Geist des Menschen doch nur über recht begrenzte Weisheit verfügt – und sich die einzelnen Kapitel der Menschheitsgeschichte in abgewandelter Form doch recht ähneln.

1 Was sich etwa deutlich von Raum 3 unterscheidet

2 Russich-belgischer Physikochemiker, Philosoph und Nobelpreisträger (1917 – 2003)

BildGrößePreis
1 – A 53100 x 100 cm700,- €
2 – B 4580 x 80 cm500,- €
3 – A 37140 x 160 cm2 600,- €
4 – A 56110 x 170 cm2 600,- €
5 – A 35100 x 180 cm2 500,- €
6 – A 59100 x 100 cm700,- €
7 – A 36150 x 150 cm2 600,- €
8 – A 58180 x 150 cm3 000,- €
9 – B 4880 x 80 cm500,- €
10 – B 32130 x 130 cm2 000,- €
11 – B 5870 x 70 cm420,- €
12 – A 33120 x 160 cm2 300,- €
13 – B 5970 x 70 cm420,- €
14 – B 98120 x 160 cm2 200,- €
15 – B 99120 x 160 cm2 200,- €

Alle Bilder Ölfarbe, Keilrahmen-Leinwände, unterschiedliche Maltechniken

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